Friday, August 18, 2006

Die Matauschs, die Einreise und die Grünen Karten

Ich gebe es zu: Aufgeregt waren wir beide. Ich mehr als meine Frau. Mit Atemtechniken aus meinem Kampfsport und allerlei Zuredungen aus dem Munde meiner Gattin schaffte ich es schließlich, meine Pulsschlag zu mäßigen, das Rotbäckchen-Syndrom zu besiegen und forschen Schrittes am 22. Juli in Atlanta, GA zum Immigrationsschalter zu gehen. Nur meine zitternden Mundwinkel verrieten mich.

In meinen Gedanken hatte ich die Situation viele Male durchlebt, jede Version anders, aber alle von ihnen mit erfolgreichem Ausgang. Ich hatte viele Beiträge in vielen Foren gelesen, freute mich auf den Moment, in dem das Ehepaar Matausch ihre Zeigefinger aufs Tintenkissen drücken würden, und hörte mehr als nur ein paar mal das fröhliche "Welcome to America".

Meine Gedankenwelt deckte sich leider nicht ganz mit der harschen körperlichen Realität. Nach einer halben Stunde Schlangestehen vor den Grenzschaltern half uns ein sehr freundlicher, krummrückiger Beamter mexikanischer Abstammung beim Ausfüllen irgendwelcher Dokumente (meine Erinnerung daran ist bestenfalls schemenhaft). Ein schöner Anfang vom Anfang im neuen Land. Bis sein Kollege kam. Ein bulliger Mann, der auf den ersten Blick recht freundlich schien. Bis er den Mund aufmachte. Dann spuckte er laute, unwirsche Befehlsbrocken in die Menge: "You! Next! Go there! Hurry up!"

Linderung bot der Beamte am Grenzschalter, den uns sein Kollege Brüllmann zugewiesen hatte. Er war ruhig, freundlich und ich glaube, ich habe ihn einmal sogar lächeln sehen. Nur kurz.

Danach die letzte Station unserer Green Card-Aktivierung: der Einwanderungsbeamte. Er war... nun ja, beamtisch, sehr beamtisch. Seine Fragen hagelten auf uns ein wie Sperrfeuer aus seiner Dienstwaffe. Geschickt und ehrlich gaben wir Antwort. Er hielt inne, ein langer Blick, von unseren Reispässen zu uns. Und wieder zurück. Wir starrten dagegen an, lächelnd, immer lächelnd. Kommentare ungeheuerlicher Tragweite versandeten in meinem Inneren. Ich lächelte sie weg, tilgte meine Wut darüber, wie man uns behandelte, aus meinem Innern. We goddamn like this country, man, this is the reason we're becoming permanent residents, you f.... Lächeln. Lächeln. Der Mann zückte das Stempelkissen. Einige Minuten später verließen wir den Schalter. Wir waren gerade Permanent Residents geworden.

Und so bleibt mir noch zu sagen: Green Card-Gewinner, wenn man Euch bei der Einwanderung schlecht behandelt -- egal! Seid freundlich, die Beamten tun auch nur ihren Job. Und bald werdet Ihr wie wir Eure Green Cards (eigentlich sind sie ja weiß) in den Händen halten. Oh Glory!

:)
Norbert

P.S.
Gestern kamen unsere "echten" Karten mit der Post bei uns an. Wir sind gerade mal drei Tage aus dem Urlaub zurück. :)

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